2. Muchas Prag

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Mayor’s Hall © The Municipal House

Fußweg: Křižovnické náměstí (Kreuzherrenplatz) — Klementinum — Husova-Straße Nr. 9 — Jalovcová-Straße — Jilská-Straße — Altstädter Rathaus — Celetná-Straße — Gebäude der Tschechischen Nationalbank — Gemeindehaus — Mucha Museum

Křižovnické náměstí

Dieser Spaziergang beginnt am Křižovnické náměstí (“Kreuzherrenplatz”) vor der Karlsbrücke mit Blick auf das Panorama von Hradčany (Hradschin), Kleinseite und Petřín. Gerade dieser ikonische Blick auf Prag, einschließlich der Prager Burg mit den Türmen der Kathedrale St. Veit, Wenzel und Adalbert und der St.-Nikolaus-Kirche, taucht recht häufig auch in der grafischen Arbeit von Alfons Mucha aus der Zeit der Gründung des tschechoslowakischen Staates auf, also nach 1918. Wir treffen ihn auf den Mucha-Banknoten, den sog. „Muchovky“, über die wir am Ende dieses Spaziergangs mehr erfahren, oder auf einer Reihe der ersten tschechoslowakischen Briefmarken. Auf den Mucha-Briefmarken wurde das Hradschin-Motiv mit dem Motiv eines Sonnenaufgangs als Symbol der nationalen Freiheit ergänzt. In eineinhalb Jahren gab die Post insgesamt 26 Varianten der Briefmarken mit dem Hradschin-Motiv von A. Mucha in verschiedenen Werten und Farben heraus. Die letzten Briefmarken mit dem Hradschin-Motiv kamen im April 1920 in den Verkauf.

Wenn Sie Ihren Blick mehr nach links richten, sehen Sie vor sich eine grüne Oase im Zentrum der Stadt — den Petřín-Hügel, gekrönt vom Aussichtsturm, der 1891 anlässlich der Landesjubiläumsausstellung als freie Kopie des Pariser Eiffelturms errichtet wurde. Im unteren Teil des Petřín-Hügels befindet sich ein Garten mit dem Kinsky-Lustschloss, der eng mit den Anfängen der modernen tschechischen Kunst, aber auch mit Alfons Mucha verbunden ist.

Im Jahr 1902 fand in Prag die erste Auslandsausstellung des berühmten französischen Bildhauers Auguste Rodin statt. Alfons Mucha begleitete den Bildhauer auf dieser Reise von Paris als treuer Freund und Übersetzer. Die Ankunft der französischen Delegation in Böhmen war von vielen kulturellen Veranstaltungen und Treffen begleitet. Installiert wurde die Ausstellung am Rande des Kinsky-Gartens in einer neuen, für diesen Anlass nach einem Entwurf von Jan Kotěra im Jugendstil errichteten Ausstellungshalle. In den Folgejahren fanden in dieser Halle viele wichtige Ausstellungen statt, die die Entwicklung der tschechischen Kunst beeinflussten (1905 Edward Munch oder 1910 Paul Cézanne, Henri Matisse). Rodins Ausstellung im Jahr 1902 wurde zu einem wichtigen Meilenstein der kulturellen Entwicklung in Böhmen und führte zu einer Abkehr von der traditionellen Orientierung an Wien. Für Alfons Mucha verlief diese Reise allerdings etwas ungünstig. Er hoffte auf eine Freundschaft mit der tschechischen Künstlergemeinschaft, doch genau das Gegenteil trat ein. Der Grund war u. a. sein Auftritt an der Akademie der bildenden Künste bei einem freundschaftlichen Treffen tschechischer Künstler mit Auguste Rodin, bei dem er seine Meinung über die Provinzialität der tschechischen Kunst zu dreist äußerte.

Klementinum

Vom Křižovnického náměstí gehen Sie dann die Karlova-Straße entlang. Zu ihrer linken Hand passieren Sie die frühbarocke Kirche des Allerheiligsten Salvator, die ovale Vlašská-Kapelle und die St.-Clemens-Kirche. In der Karlova-Straße Nr. 1 passieren Sie den Durchgang und gelangen auf das Gelände des Klementinums. Sie befinden sich auf dem Hof des ehemaligen Jesuitenkollegiums, in dem heute die Nationalbibliothek der Tschechischen Republik untergebracht ist. Das Clementinum ist der zweitgrößte (nach der Prager Burg) Komplex historischer Gebäude in Prag und birgt viele Schätze, die einen Besuch wert sind, wie z. B. die berühmte Spiegelkapelle mit ihren illusionistischen hochbarocken Wandgemälden oder der Astronomische Turm.

Im Ostflügel des Clementinums war seit seiner Gründung (1799) bis 1886 die Akademie der bildenden Künste untergebracht. 1878 bewarb sich auch der achtzehnjährige Alfons Mucha um ein Studium an der Prager Akademie. Eine Woche nach der schriftlichen Bewerbung mit beigefügten Arbeitsproben kam eine schmerzliche Empfehlung, der Bewerber solle einen anderen Lebensweg einschlagen. Mucha gab jedoch nicht auf und machte sich zum ersten Mal in seinem Leben auf den Weg nach Prag und gelangte bis zum Atelier der Akademie zu Professor Antonín Lhota. Aber auch der zweite Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. Der Professor warf ihn nach fünf Minuten mit den Worten hinaus: “Maler gibt es viele, Geld wenig. Suchen Sie sich lieber eine andere Beschäftigung, in der Sie besser aufgehoben sind.” (Zitat aus der Monographie von Jiří Mucha).

Im Prager Clementinum findet die erste Ausstellung des Slawischen Epos statt (1919) | Quelle: www.muchafoundation.org

Ins Klementinum kehrt Mucha 1919 symbolisch bereits als weltweit anerkannter Künstler zurück. Im Sommerrefektorium wurde damals eine Ausstellung eröffnet, bei der das Publikum erstmals einen Teil des Slawischen Epos sehen konnte. Von den elf fertigen Bildern wurden fünf ausgestellt, und zwar das Svantovitfest auf Rügen, die Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland und der Triptychon Die Macht des Wortes. Die Räume des Sommerrefektoriums werden heute als Allgemeiner Lesesaal der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik genutzt.

Straßen Husova, Jalovcová, Jilská

Spazieren Sie durch das Areal des Clementinums zum Mariánské náměstí (Marienplatz). Von diesem Platz führt zu Ihrer Rechten die Husova-Straße, in der sich unter der Hausnummer 9 seit Herbst 1923 der Raum des ersten gemeinsamen Tempels der tschechoslowakischen Freimaurerlogen befand.

Alfons Mucha sympathisierte seit seiner Jugend mit den Freimaurern, was sich in der Symbolik widerspiegelt, die er bereits in seinen frühen Werken (Zodiak von 1896) verwendete. In den Freimaurerbund wurde er erstmals am 25. Januar 1898 in Paris aufgenommen. Bei der Gründung der tschechischen Loge nach der Gründung der unabhängigen Republik war er eines der aktivsten Mitglieder. Er entwarf Abzeichen, Stempel, Briefpapier und Diplome für Ehrenmitglieder. Er unterstützte die Tätigkeit der Loge finanziell und intellektuell, überdies erarbeitete er die tschechische freimaurerische Terminologie, das Statut und übersetzte das französisch geführte Ritual der “Lichteinbringung”. Mucha ist Autor des Buches “Freimaurerei”, das er anlässlich des 333. Geburtstages von J. A. Comenius, dem geistigen Gründer der tschechischen Loge, veröffentlichte. Die Gedanken der Freimaurerei propagierte Mucha auch in seiner Kunst, die voller komplizierter Symbolik ist. Bei der offiziellen Anerkennung des Obersten Rates für die Tschechoslowakei am 28. Mai 1922 wurde er zum “Durchlauchtigen Oberbefehlshaber” ernannt.

Kehren Sie nun zurück und biegen Sie rechts in die Jalovcová-Straße ein, gehen Sie dann links in die Jilská-Straße, die Karlova-Straße und anschließend nach rechts auf den Altstädter Ring.

Altstädter Rathaus

Das Altstädter Rathaus ist ein Gebäudekomplex, von dem viele einen romanischen Kern aus dem 12. Jahrhundert haben. Bekannt ist es vor allem für seinen Turm aus dem 14. Jahrhundert mit einer wunderschönen Erkerkapelle und der astronomischen Uhr. Im Laufe der tschechischen Geschichte wurden in den hiesigen Räumen oft Entscheidungen über das Schicksal des Landes getroffen. Auch das Schicksal von Alfons Mucha war mit diesem Ort verbunden. 1902 besuchte er Prag als Begleiter des berühmten französischen Bildhauers Auguste Rodin bei seiner Prager Ausstellung und gerade in diesem Rathaus wurde die gesamte Delegation vom Bürgermeister Vladimír Srb feierlich empfangen. Dieser Bürgermeister war eine kulturell gebildete Persönlichkeit, die die neue Orientierung der tschechischen bildenden Kunst in Richtung Paris unterstützte und “Prag aus der Provinz nach Europa führte”. Hier fiel wahrscheinlich auch die Entscheidung, Mucha einen Teil der Dekoration des Gemeindehauses anzuvertrauen, damals einer der Aufträge von hohem Stellenwert.

Celetná — Gebäude der Tschechischen Nationalbank

Vom Altstädter Ring gehen Sie die Celetná-Straße entlang, bis Sie zum spätgotischen Pulverturm gelangen und schon befinden sich in der Straße Na Příkopě. Das monumentale funktionalistische Gebäude gegenüber, an der Ecke der Straßen Na Příkopě und Senovážná, ist der Sitz der Zentrale der Tschechischen Nationalbank. Es wurde zwischen 1935 und 1942 nach einem Entwurf des Architekten František Roith erbaut. Auch hier würden wir Mucha’s “Spuren” finden. Im französischen Umfeld und in der Welt ist Mucha hauptsächlich im Kontext mit seiner Plakatkunst bekannt, in Tschechien ist er vor allem aufgrund seiner großformatigen Gemälde des Slawischen Epos berühmt. Weniger bekannt ist, dass ein großer Teil seiner Arbeit zur Zeit der Gründung der Ersten Republik aus kleinen grafischen Arbeiten wie Entwürfen für Briefmarken oder Banknoten bestand. Aus der Notwendigkeit heraus, dem neu entstehenden Staat zu helfen, schickte Alfons Mucha kurz nach den Oktoberereignissen des Jahres 1918 dem damaligen Finanzminister Alois Rašín mehrere seiner Banknotenentwürfe mit der Erklärung, dass er auf sein Honorar verzichte. Daraufhin wurde ihm die Arbeit an der gesamten Banknotenkollektion, den sog. “Muchovky”, im Wert von 10 bis 500 Kronen übertragen. Auf einigen ist seine Frau Maruška abgebildet, auf anderen seine Tochter Jaroslava. Auch hier treffen wir auf das Hradschin-Motiv. Die gesamte Sammlung der “Muchovky” können Sie in der Banknotenausstellung im Gebäude der Tschechischen Nationalbank besichtigen.

Tschechische Nationalbank Ausstellung | Quelle: www.cnb.cz

Gemeindehaus

Mit dem Pulverturm ist durch eine Neorenaissance-Brücke das Gebäude des Gemeindehauses verbunden, das sich an einem Ort mit reicher Geschichte befindet. Hier befand sich früher der königliche Hof und von hier aus begaben sich die Krönungszüge zur Prager Burg. Das Gemeindehaus wurde zwischen 1905 und 1912 nach einem Entwurf der Architekten Osvald Polívka und Antonín Balšánek im Jugendstil erbaut. Der Bau und die Ausstattung des Gemeindehauses wurden zu einem großen künstlerischen Unternehmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Prag. An seiner Ausstattung arbeiteten die bedeutendsten tschechischen Künstler wie Ladislav Šaloun, Jan Preisler oder Josef Václav Myslbek. Alfons Mucha äußerte schon 1902 bei einem Besuch des Prager Bürgermeisters Vladimír Srb in Paris sein Interesse, an der Dekoration mitzuwirken. Von Anfang an betonte er jedoch, dass er dies ohne Anspruch auf Vergütung machen werde, mit Ausnahme der Kosten für Entwürfe, Farben, Hintergrundleinwände und Gerüste. Mucha erhielt 1909 den Auftrag zur Gestaltung des Bürgermeistersalons, eines der prestigeträchtigsten Räume des Gebäudes. Da er den Auftrag ohne Ausschreibung erhalten hatte, stieß er prompt auf eine Welle der Feindseligkeit in der tschechischen Kulturszene.

Der Bürgermeistersaal befindet sich in einem runden Risalit direkt über dem Haupteingang. Die Decke ist mit einem Fresko zum Thema “Slawische Eintracht” geschmückt. Die Komposition besteht aus figurativen Motiven, die einen Kreis mit Blick in den Himmel bilden, der von den Flügeln eines fliegenden Adlers beschattet wird. An den Wänden in den Lünetten-Feldern befinden sich Gemälde von Alfons Mucha zu den hier platzierten Themen: “Mit Kraft zur Freiheit, mit Liebe zur Treue” / ” Gedemütigt und gequält — du wirst auferstehen, weites Heimatland“ / „Dein Sohn, heilige Mutter der Nation, empfange Liebe und Begeisterung“. In den Flächen der Pendentifs sind Personifikationen von Tugenden in tschechischen historischen Figuren dargestellt (Kämpfertum — Jan Žižka, Treue — Jan Amos Comenius, Unabhängigkeit — Georg von Podiebrad, Gerechtigkeit — Jan Hus etc.)

Alfons Mucha ist nicht nur Autor der malerischen Ausstattung des Saals, sondern auch aller kunsthandwerklichen Produkte und Details, von den Heizkörperabdeckungen über Fenster, Standleuchten bis hin zu den textilen Vorhängen. Der Saal bildet so ein stilistisch einheitliches Werk, das die Kritiker nach seiner Fertigstellung zum Schweigen brachte, die Muchas Fähigkeiten angezweifelt hatten.

Gönnen Sie sich eine kommentierte Besichtigung des gesamten Gemeindehauses, einschließlich des Oberbürgermeistersalons, der für sich genommen schon ein unvergessliches Jugendstilerlebnis darstellt.

Gemeindehaus | Quelle: Prague City Tourism

Wenn Sie das Mucha-Museum noch nicht im Rahmen des Rundgangs Auf den Spuren des Mucha-Designs besucht haben, gehen Sie vom Gemeindehaus aus die Straße Am Graben (Na Příkopě) auf der linken Seite entlang bis zur Hausnummer 10, wo das Mucha-Museum im renovierten spätbarocken Savarin-Palais seinen neuen Sitz gefunden hat. Dort sind unter anderem noch nie ausgestellte Werke Alfons Muchas zu sehen. Den Ausstellungsraum gestaltete die Architektin Eva Jiřičná. Die Ausstellung präsentiert Alfons Mucha in 4 Themenkreisen. Zu den Exponaten gehören nicht nur Gemälde, Plakate, Zeichnungen, Bücher und Fotografien, sondern auch immersive und digitale Projektionen.

Routenplan

  1. Křižovnické náměstí (Kreuzherrenplatz) — Blick auf die Prager Burg und den Petřín-Hügel mit einer Erinnerung an das Kinsky-Lustschloss
  2. Klementinum (Karlova-Straße Nr. 1)
  3. Husova-Straße 9
  4. Jilská-Straße
  5. Malé náměstí (Kleiner Ring)
  6. Tschechische Nationalbank
  7. Gemeindehaus 
  8. Mucha Museum — ab 3. 3. 2025
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