die von Puccini geliebte Rebellin

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Die göttliche Emma, legendäre tschechische Opernsängerin.

Ema Destinnová, oder Emmy Destinn, eine Frau mit einer einzigartigen Stimme, einem unglaublichen Temperament, einem verträumten Lächeln, aber auch eine Antiquitätensammlerin, Spionin und Okkultistin. Sie war eine der ersten Frauen, von denen man weiß, dass sie tätowiert waren, und hatte eine auffällige Tätowierung in Form einer Schlange auf ihrem Bein, die hinauf zu ihren intimen Partien sah. Obwohl sie für viele ein Sonderling war, überzeugte sie die Welt mit ihrer Stimme – sie war eine der bedeutendsten Opernsängerinnen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Ich lebte die Kunst, ich lebte die Liebe

– das singt die Titelfigur von Giacomo Puccinis Tosca, eine der vielen Rollen, denen die tschechische Opernsängerin Ema Destinnová Unsterblichkeit verlieh.

Der gleiche Satz könnte auch über die Sängerin selbst gesagt werden. Obwohl sie mehrmals abgelehnt wurde, weil sie nicht singen konnte und nicht hübsch genug für die Oper war, ließ sie sich davon nicht unterkriegen. Anerkennung wurde ihr erst 1898 in Berlin zuteil. Danach folgte Einladung auf Einladung und Erfolg auf Erfolg. London, Wien, Paris – ganz Europa lag ihr zu Füßen, und 1908 erhielt sie eine Einladung an die Metropolitan Opera in New York. Und so machte sie sich auf, die „Met“ mit ihrem Gesang zu erobern, wo sie im Alter von 30 Jahren zur bestbezahlten Sängerin wurde und acht glorreiche Spielzeiten (1908-1916) verbrachte. Ihr Engagement an der Met wurde zum Höhepunkt ihrer Karriere. Destinn, die allgemein als „die göttliche Emmy“ bekannt war, sang mehr als achtzig Opernrollen; ihre Interpretationen von Aida, Tosca und Salome, um nur einige der berühmtesten zu nennen, wurden von denjenigen, die sie hörten, als unübertrefflich angesehen.

Doch nicht nur das Publikum war von Emma begeistert und verzaubert. An der Metropolitan Opera wurde sie von drei großen Stars mehr als bewundert – dem Komponisten Giacomo Puccini, dem berühmten Tenor Enrico Caruso und dem Dirigenten Arturo Toscanini. Toscanini kam zur gleichen Zeit wie Emma an die Met und hielt seine Zuneigung zu ihr lange geheim. Puccini schrieb für Ema eine Oper, Das Mädchen aus dem Westen. Und eben bei den Vorbereitungen zur Premiere dieser Oper bekam ihre lange Freundschaft mit Toscanini Risse, weil beide Emma mit mehr als nur Zuneigung überschütteten. Caruso liebte Emma und machte ihr mehrmals einen Heiratsantrag, aber sie lehnte ab, da sie nicht heiraten wollte und wenn, dann nur einen Tschechen. Sie war eine überzeugte Patriotin.

Obwohl sie wie die Heldin Tosca ein Leben in Liebe führen wollte, war es ihr nicht vergönnt, eine große Liebe zu finden. Sie wurde von den bedeutendsten Männern ihrer Zeit umworben, doch sie fand keinen Mann, der ihr im Leben Halt geben würde. In ihrer Jugend verliebte sie sich in den tschechischen Radrennfahrer Jindřich Vodílek, doch er beendete die Beziehung wegen seiner aufkeimenden Karriere. Für Emma war die Trennung sehr schmerzlich und endete fast tragisch. Ein Freund der Familie hielt sie an ihren Zöpfen fest, kurz bevor sie aus dem Fenster springen wollte. Es dauerte lange, bis sie sich von ihrer unerfüllten Liebe erholte, und erst in New York hatte sie wieder eine ernsthafte Beziehung mit dem Bariton Dinh Gilly, der sie in seinen Armen auffing, als sie während einer Probe zur Oper Das Mädchen aus dem Westen vom Pferd fiel. Über diese Beziehung wurde lange Zeit gelästert, da Dinh verheiratet war. Allem zum Trotz hielt ihre Beziehung nahezu zehn Jahre. Sie heiratete erst im Alter von 45 Jahren, und zwar einen Tschechen, aber auch diese Beziehung war nicht glücklich. Der zwanzig Jahre jüngere Oberleutnant der Luftwaffe gab ihr Geld zügig aus, aber das war nicht der einzige Grund, der zu ihrer Entfremdung führte. In Gedanken war Emma immer öfter bei ihrer ersten Liebe Jindřich. Dass sie ihn ihr ganzes Leben lang liebte, beweist die Tatsache, dass sie sich wünschte, sein Foto in ihren Sarg legen zu lassen.

Obwohl sie im Ausland sehr erfolgreich war und das Publikum sie liebte, kehrte sie in der Saison 1915/16 gegen den Rat ihrer Freunde ins kriegsgebeutelte Europa zurück und geriet wegen ihrer Kontakte zum tschechischen Widerstand ins Visier der Geheimpolizei, die nicht davor zurückschreckte, ihre persönliche Post zu durchstöbern. In Prag weigerte sie sich, für die österreichisch-ungarischen Truppen zu singen, woraufhin sie für zwei Jahre unter Hausarrest auf dem Schloss in Stráž na Nežárkou gestellt wurde. Doch auch das konnte ihren Geist nicht brechen, und sie füllte diese düstere Zeit ihres Lebens mit Schreiben, Komponieren und Unterrichten. Sie hatte hier Raum für ihre Hobbys, zu denen das Angeln und das Okkulte gehörten. Sie hatte ihr eigenes „Orakel“ im Schloss und stand der Spiritualität sehr nahe, da sie aus einer Familie von Heilern und Okkultisten stammte, von denen der sog. fliegende Arzt Kittel, ein angeblicher Zauberer aus dem Isergebirge, wohl der bekannteste war. An die Vergänglichkeit des Ruhms und des menschlichen Lebens erinnerte sie das Skelett Ivánek, das sie in ihrem Schlafzimmer hatte. Nach dem Waffenstillstand 1918 organisierte sie eine Reihe von Benefizkonzerten, um die Leiden ihrer Landsleute zu lindern, und nach der Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei wurde sie zu einem der mächtigsten Symbole der nationalen Befreiung, zu einer tief verehrten und wichtigen Person der tschechischen Geschichte. Sie starb 1930 im Alter von 51 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

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