Das Gemeindehaus ist eine Perle des Prager Jugendstils. Es beherbergt 700 Zimmer, 40000 Kunstwerke und 5000 Kronleuchter. Es wurde zwischen 1905 und 1912 in einem üppigen, französisch inspirierten Stil erbaut, mit wunderschönen Dekorationen von Alfons Mucha. In ihm verbirgt sich aber auch die älteste Bar Prags und sogar die zweitälteste Europas, in der Sie noch heute die präzise Barkeeper-Kunst auf schwarzem Marmor bewundern können. Lassen Sie sich vom Menü, den Desserts und Cocktails verwöhnen, die hier schon seit hundert Jahren serviert werden. Mit diesem Gebäude distanzierten sich die tschechisch sprechenden Prager von der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie und bekannten sich zu den amerikanischen Idealen von Freiheit, Demokratie und Gleichheit. Die amerikanische Bar im Untergeschoss des Gebäudes, eine der ältesten in Europa, verkündete dies ausdrücklich. Hier konnte man eine amerikanische Neuheit, den Cocktail, probieren, und Frauen hatten hier ohne männliche Begleitung Zutritt, ohne dass ihr Ruf darunter litt. Zu dieser Zeit gab es in Prag kein anderes Lokal dieser Art. Im rechten Erdgeschoss des Gemeindehauses befindet sich noch immer ein Gourmet-Restaurant, in dem Sie das Originalmenü der Ersten Republik begutachten können. Im linken Teil befindet sich ein stilvolles Café mit den berühmten Torten des Gemeindehauses, wie z. B. der Käsekuchensymphonie mit Pfirsich oder dem Nusskuchen. Im Untergeschoss des Gebäudes befindet sich die American Bar, die älteste Bar in Prag und die zweitälteste Bar in Europa. Über den Getränkeregalen hängen sechs amerikanische Flaggen. Was für Cocktails wurden hier serviert? In der Sommerhitze war der empfohlene Cocktail der „Prince of Wales“, der aus zerstoßenem Eis, Champagner, ein wenig Cognac und einer Zitronenscheibe gemixt wurde. Den Damen wurde der „Prince of Monaco“-Cocktail gleicher Zusammensetzung, nur ergänzt mit etwas Rotwein empfohlen. Die Innenausstattung der American Bar ist in der unteren Hälfte nach den Chicagoer Mustern des frühen 20. Jahrhunderts immer noch schwarz. Der Bartresen mit Hockern und Lederstühlen passt zu den schwarz gekachelten Wänden, auf denen die Zeichnungen des tschechischen Nationalkünstlers Mikoláš Aleš ins Auge fallen. Das Gemeindehaus war bereits zum Zeitpunkt seines Baus technisch einmalig. Es wurde durch einen in seiner Art einzigen Mechanismus direkt mit Wasser aus zwei Tiefbrunnen klimatisiert und verfügte zum Beispiel auch über gekühlte Keller, Eismaschinen, ein Rohrpostsystem und neben der Trinkwasserversorgung sogar über eine ökologische Brauchwasserverteilung. Diese Lösung erntet noch heute große Bewunderung. Das Gemeindehaus ist zweimal in die Geschichte der Tschechischen Republik eingegangen. Zum ersten Mal, als hier am 28. Oktober 1918 vom Balkon über dem Eingang die unabhängige tschechoslowakische Republik ausgerufen wurde. Das zweite Mal, im November 1989, als sich hier beim Fall des Eisernen Vorhangs die Vertreter der kommunistischen Regierung mit Václav Havel trafen.