Architektur 1958—89: das Prager Kongresszentrum

Teilen

Prager Kongresszentrum | Quelle: Prague City Tourism, Foto D. VančišinVančišin

Das Prager Kongresszentrum — ein gigantisches Bauprojekt der 1980er Jahre mit einem astronomischen Budget, das locker für eine Wohnsiedlung mit 10 000 Einwohnern gereicht hätte. Feierlich eröffnet wurde es am 2. April 1981 unter dem Namen Kulturpalast. Ein Gebäude, das von vielen Menschen aufgrund seines Erscheinungsbildes verurteilt wurde, das aber dennoch Persönlichkeiten aus aller Welt anzieht. Arnold Schwarzenegger drehte in einem seiner Säle einen Werbespot, und Václav Havel traf sich hier mit dem ehemaligen US-Präsidenten Obama. Besucher können hier die großzügigen Innenräume und opulenten Salons des neofunktionalistischen Gebäudes besichtigen, in denen zahlreiche Kunstwerke ausgestellt sind.

Jaroslav Mayer — Vladimír Ustohal — Antonín Vaněk — Josef Karlík
Kongresové centrum Praha, 1976—1981

5. května 65, Praha 4 — Nusle

1972 beschloss die tschechoslowakische Regierung, auf dem Vorplatz der Nusle- Brücke eine multifunktionale Kongresshalle zu errichten. Dieser Standort zeichnete sich durch eine sehr gute Verkehrsanbindung und eine exponierte Lage mit Blick auf das historische Panorama von Prag aus. Noch im selben Jahr schrieb der Generaldirektor des Bauamts der Hauptstadt Prag eine architektonisch-städtebauliche Ausschreibung aus, zu der das Militärische Projektinstitut (VPÚ), das Institut für Bauplanung der Hauptstadt Prag (PÚ VHMP), Stavoprojekt Brno und Stavoprojekt Bratislava eingeladen wurden. Sie sollten ein Gesamtkonzept für den Brückenvorraum in Pankrác mit der Platzierung des Kulturpalastes, einem Gebäude der Stadtverwaltung für öffentliche Sicherheit und einem internationalen Hotel entwerfen. Die Jury erkannte jedoch keinem der Entwürfe den ersten Platz zu. Den zweiten Platz belegten die Entwürfe der Teams vom PÚ VHMP und VPÚ, die in die zweite Runde der Ausschreibung im Jahr 1973 kamen. Die Bedingungen der Ausschreibung sahen vor, dass das Gebäude die architektonische, künstlerische und technische Ebene der sozialistischen Epoche zum Ausdruck bringen und einen würdigen Gegenpart zur historischen Dominante Prags bilden müsse. Auch in diesem Fall wählte die Jury keinen Sieger aus, so dass 1974 eine dritte Runde ausgeschrieben wurde, aus der das Team des VPÚ in der Besetzung Jaroslav Mayer, Vladimír Ustohal, Antonín Vaněk und Josef Karlík als Sieger hervorging. Laut Jan Bočan erhielt sein Team vom PÚ VHMP, das mit Jan Šrámek und Zdeněk Rothbauer zusammenarbeitete, den Auftrag aus politischen Gründen nicht.

Das Gebäude hat drei unterirdische Geschosse aus Stahlbetonkonstruktion und sieben oberirdische Geschosse aus Stahlkonstruktion in einem 9 × 9 m großen Modul. Die Hülle besteht größtenteils aus bis zu 8 m langem, bronzefarben getöntem Floatglas (Spectrofloat) in einem Stahl-Aluminiumrahmen, ebenfalls bronzefarben eloxiert. Der nördliche Teil des Gebäudes beherbergt die Hauptfoyers und den gastronomischen Bereich, der eine herrliche Aussicht auf das Prager Panorama bietet. Im südlichen Teil befinden sich Nebenräume wie Garderoben für Künstler, Proberäume und Lager für die Bühnenausstattung, während der Verwaltungsteil an der Westfassade liegt. In den Untergeschossen sind Garagen für achthundert Autos und vierzig Busse, eine Kantine für die Angestellten, eine Küche, technische, Lager- und Versorgungsräume untergebracht. Der repräsentative Haupteingang befindet sich an der Südfassade, während die Besuchereingänge von der Nordterrasse aus zugänglich sind. Die grundlegende räumliche Anordnung des Gebäudes wurde von den Hauptarchitekten entworfen, die einzelnen Räume wurden dann von weiteren Mitgliedern des VPÚ-Teams detailliert ausgearbeitet. Die repräsentativen Räume wurden durch die reichhaltige Ausstattung mit Kunstwerken zu einer Galerie zeitgenössischer offizieller Kunst.

Die Etagen des repräsentativen Teils sind durch eine Wendeltreppe verbunden, für die Vladimír Procházka den oberen halbkreisförmigen Beleuchtungskörper und die beeindruckende Metallskulptur der Sonne im Eingangsbereich schuf. Im Foyer der Hauptterrasse (Jaroslav Trávníček) befindet sich eine Glasskulptur von Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová, den Baum des Lebens, eines der stärksten Kunstwerke in der Architektur seiner Zeit. Zu den Höhepunkten der Innenraumgestaltung des Kulturpalastes gehören zwei künstlerisch gestaltete Salons (Jaroslav Trávníček), die mit ausgesuchten Möbeln, Wandverkleidungen und kunstvoll gestalteten Decken mit aufwendig ausgeführten Leuchten ausgestattet sind. Für den größeren von ihnen, den sog. Vorstandssalon, schuf František Vízner eine Leuchte, die in die gerippte, dynamisch geformte Decke integriert ist; die Textiltapeten entwarf Josef Müller. Der kleinere Salon, ursprünglich Präsidentensalon genannt, beeindruckt wiederum mit einer Leuchte, diesmal halbkreisförmig, die aus Hunderten von „Reagenzgläsern“ besteht, von Vladimír Procházka.

Dem Buch Architektur 58—89 entnommen
Konzept der Publikation, Herausgeber, Autor der Diskussionen: Vladimir 518

erhalten Sie von uns regelmäßig Neuigkeiten und Tipps über das Geschehen in Prag

Die eingegebene E-Mail hat ein falsches Format.

*mit dem Absenden stimmen Sie den Datenschutzbestimmungen zu

Smazat logy Zavřít