Architektur 1958—89: die Nationalversammlung

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Nationalversammlung | 
Quelle: BigBoss

Das Gebäude der Nationalversammlung entstand in den Jahren 1966—1974 nach einem Entwurf von Karel Prager. Sein Entwurf bot eine neuartige und technisch interessante Lösung für ein „Haus über einem Haus“ auf einer selbsttragenden Konstruktion. Das Gebäude, das sich zwischen dem historischen Gebäude des Nationalmuseums und der Staatsoper befindet, hat eine ungemein interessante Geschichte. Das ursprüngliche Gebäude der Prager Börse aus dem Jahr 1937 war nach dem Zweiten Weltkrieg provisorischer Sitz des Parlaments, und nach seiner Fertigstellung im Jahr 1974 wurde es zum Sitz der National- und später der Föderalversammlung. Ab 1995 sendete von hier aus mehrere Jahre lang Radio Free Europe. Heute ist der Komplex Teil des Nationalmuseums.

Karel Prager — Jiří Albrecht — Jiří Kadeřábek
Erneuerung und Erweiterung der ehemaligen Börse für die Bedürfnisse der Nationalversammlung, 1966—1974

Vinohradská 1, Praha 1 — Vinohrady

Obwohl die meisten Ausschreibungen ohne tatsächliche Umsetzung endeten, lässt sich sagen, dass es gerade Ausschreibungen waren, die Karel Prager zu den meisten bedeutenden Bauwerken führten. Dies gilt auch für den Gebäudekomplex der Nationalversammlung. Das denkmalgeschützte ehemalige Börsengebäude, die unmittelbare Nachbarschaft des Opernhauses, die Eisenbahn und die damals erst geplanten stark frequentierten Straßen sowie das erforderliche große Programm des neuen Komplexes — all das waren Herausforderungen. Der Wunsch, neue, technisch interessante Lösungen zu finden, brachte Prager auf die Idee, Vierendeel-Brückenträger zu verwenden. Dadurch blieb das historische Gebäude erhalten und ließ sich das Gebäudevolumen ohne betriebliche Zwänge vergrößern.

Die in ihrer Art einmalige Konstruktionsidee eines „Hauses über einem Haus“ war nicht das Einzige, was an diesem Gebäude neu war. Der Architekt nutzte viele andere Ideen, die seinem großen Wunsch entsprangen — das Gebäude enthält viele vorgefertigte, industriell hergestellte Elemente, die für seine Zeit eine einzigartige Konzeption darstellen. Dabei geht es nicht nur um die erste strukturelle Fassade, die sich zur Fassade des Nationalmuseums hin öffnete, sondern um viele Elemente des Innenraums, angefangen bei den Gama-Schranktrennwänden bis hin zur Verwendung einheitlicher Elemente an der Decke des Abgeordnetenhauses, die zusammen eine ausreichend plastische, reiche Struktur bildeten und gleichzeitig austauschbar, vertauschbar und leicht zerlegbar waren. Das setzte sich beispielsweise bei den Brüstungen fort.

Und dann ist da noch das einzigartige Konzept einer perfekten Verbindung von Architektur und bildender Kunst — alle Schöpfer arbeiteten von Anfang an zusammen, jeder wusste, wie das Gebäude aussehen würde und welchen Platz sein Werk darin einnehmen würde. Dieses Konzept wurde letztendlich aber nicht verwirklicht. Bemerkenswert ist jedoch, dass es nur wenige Abweichungen zwischen der ersten Perspektive des Projektvorhabens und der endgültigen Umsetzung gibt. Ein Gebäude, das bis ins kleinste Detail maximal innovativ war (und noch immer ist). Dass jemand es nicht versteht? Vielleicht verstehen wir einfach uns selbst und die Zeit, in der wir leben, nicht.

Karel Prager (1923—2001)

Er studierte Architektur an der Hochschule für Architektur und Bauingenieurwesen der Tschechischen Technischen Universität in Prag (1945—1949). Anschließend arbeitete er im Bezirksplanungsinstitut in Prag und leitete das Atelier 3 am Institut für Bauplanung der Hauptstadt Prag. Im Jahr 1990 eröffnete er das architektonische Atelier Gama neu. Er war Mitglied von Mánes, dem Verband tschechoslowakischer Architekten, saß im Redaktionsrat der Zeitschrift Architektur der Tschechoslowakischen Republik und war viele Jahre lang deren Grafiker. 1967 war er Gründer der Kreativgruppe Hut’ und im selben Jahr Mitbegründer des Tschechoslowakischen Zentrums für Bauwesen und Architektur. 1989 initiierte er die Gründung des Blocks der Architekten und Künstler, dessen Vorsitzender er bis 2000 war. 2001 wurde er mit dem Preis der Architektengemeinde Persönlichkeit der tschechischen Architektur und 2011 mit der Auszeichnung der Tschechischen Architektenkammer geehrt.

Dem Buch Architektur 58—89 entnommen
Konzept der Publikation, Herausgeber, Autor der Diskussionen: Vladimir 518

Nationalversammlung | Quelle: Prague City Tourism

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