Architektur 1958—89: das Hotel Intercontinental

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Intercontinental |
Quelle: BigBoss

Das zwischen 1968 und 1974 erbaute Hotel Intercontinental ist eines der Juwelen der brutalistischen Architektur. Das neunstöckige monolithische Gebäude aus Stahlbeton des Architekten Filsak mit überwiegend Cabrio- und Metallfassaden bereichert die Prager Architektur nicht nur durch seine einmalige Gestaltung, sondern auch durch seine sensible Lage im historischen Zentrum der Stadt. Das Design der Innenausstattung trägt die Handschrift einiger der bedeutendsten tschechischen Künstler — René Roubíček, Hugo Demartini, František Ronovský, Stanislav Libenský u. a. Das Hotel wurde zwischen 2021 und 2025 komplett renoviert.

Karel Filsak — Karel Bubeníček — Jaroslav Švec — Jiří Gebert
Hotel Intercontinental in Prag, 1967—1974

nám. Curieových 5, Praha 1 — Staré Město

In der damaligen Fachliteratur wird der Bau des Hotels Intercontinental als eine sehr gelungene Architektur bewertet, die sich unter Beibehaltung eines zeitgemäßen Ausdrucks gut in das historische Umfeld einfügt. Eingerahmt wird es von Gebäuden der Gotik, des Barocks, des Jugendstils, der Moderne und des Kubismus. Otakar Nový lobte die urbanistischen Qualitäten des Gebäudes, die atypische Massenkomposition, die kultivierte Architektur und die Innenräume, die „ein Beispiel für eine wiederbelebte hohe Kultur der Innenarchitektur sind, bei der die Schönheit der Stahlbetonkonstruktion, der Materialien, des Lichts und der gerahmten Ausblicke auf das historische Prag voll zur Geltung kommen“. Auch Milena Lamarová gab dem Gebäude eine eindeutig positive Bewertung. Neben den bereits erwähnten Qualitäten lobte sie auch das „internationale Niveau, das sich von ähnlichen Gebäuden dieser Art in der Welt abhebt. Gleichzeitig hat Prag eine neue, unverwechselbare Architekturerhalten, die organisch in das sensible Stadtgefüge einwächst und gleichzeitig die Linie einer fortschrittlichen, künstlerisch durchdachten architektonischen Konzeption repräsentiert.“ Zdislav Buříval, der ehemalige Direktor des Prager Zentrums für staatlichen Denkmal- und Naturschutz, bezeichnete das Hotel Intercontinental als einen der gelungensten Neubauten im historischen Zentrum Prags. Zdeněk Kuna hält es sogar in aller Bescheidenheit für das wichtigste Werk unserer Nachkriegsarchitektur. Auch die zeitgenössische Presse sparte nicht mit Lob. „Die Behauptung, dass es sich nahtlos in den Geist und die Atmosphäre seiner historischen Umgebung einfügt, ist das größte Kompliment, das man seinen Schöpfern machen kann.“ Bei einer Bewertung der Nachkriegsarchitektur in den 1990er Jahren bezeichnet Radomíra Sedláková die Architektur des Intercontinental als „eine abgeschwächte Variante des Betonbrutalismus“ und Rostislav Švácha als das bedeutendste brutalistische Gebäude auf dem Territorium der Republik. Oldřich Ševčík spricht von „einem Bauwerk außergewöhnlicher Qualitäten, das Geradlinigkeit, Rauheit und buchstäblich jene Agilität ausstrahlt, die für die architektonische Handschrift von Karel Filsak so bezeichnend ist“. Auch neuere Literatur spricht in höchsten Tönen, wenngleich das Intercontinental etwas im Schatten von Filsaks Realisierungen der tschechoslowakischen Botschaften im Ausland steht.

Die Architektur des Intercontinental ist ein Beispiel dafür, wie der Brutalismus, wenn er richtig verstanden wird, gut in das historische Umfeld integriert werden kann. Die außerordentliche Wertschätzung von Kunsthistorikern, Architekten, Denkmalpflegern und der öffentlichen Presse verleiht dem Gebäude eine Aura, um die es die zeitgenössische Architektur nur beneiden kann. Gebäude brutalistischen oder technizistischen Charakters mussten lange Zeit negative Kritik ertragen. Zugleich schuf das Team von Karel Filsak eine eigenständige tschechische Architektur, keine bloße Zitation ausländischer Vorbilder. Der Entwurf ist außerdem einfallsreicher und durchdachter als die Entwürfe vorangegangener Ausschreibungen. 

Karel Filsak (1917—2000)

Er studierte ab 1938 an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Tschechischen Technischen Universität. Von 1939 bis 1942 war er in einem Konzentrationslager inhaftiert. Anschließend arbeitete er im Atelier von Josef Gočár (1943—1945), wo er 1947 sein Studium abgeschlossen hat. Er war Assistent von Alois Mikuškovic am Lehrstuhl für Städtebau (1947—1949), arbeitete alsdann im Atelier von Josef Havlíček bei Stavoprojekt Prag (1949—1958), dann als Leiter des architektonischen Ateliers Konstruktiva (1958—1960) und gründete und leitete nachfolgend das Projektierungsatelier der Tschechoslowakischen Fluglinien (1960—1967). Er war Gründungsmitglied der Vereinigung der Projektateliers (1967—1969), Leiter des Ateliers Epsilon am Institut für Bauplanung der Hauptstadt Prag und hatte ab 1975 ein eigenes Atelier.1997 erhielt er den Preis der Architektengemeinde für sein Lebenswerk.

Dem Buch Architektur 58—89 entnommen
Konzept der Publikation, Herausgeber, Autor der Diskussionen: Vladimir 518

 

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